Thomas Sinha

05.11.2015

Rechtsextreme Einschüchterungsmaßnahme?

Fotos: Luca Bocchin / Nachbearbeitung: UT24

Seit beinahe 100 Jahren darf der Faschismus in Südtirol sein Unwesen treiben. Das wurde wiederum am vierten November deutlich, zum jährlichen Auftakt der grün-weiß-roten Feiern.
Auch wenn sie in Parlamenten, Redaktionsstuben oder auf der Straße voneinander physisch getrennt sein mögen, eint die heutigen Faschisten doch ihre Ideologie. Da hilft man sich schon einmal gegenseitig aus, wenn die eigene Sache behindert wird.

So geschehen am Mittwoch, als die „Faschisten des dritten Jahrtausends“ von Casapound das Besatzerdenkmal in Bozen mit einem Blumenstrauß samt grünweißroter Schleife „verschönern“ wollten.

Just in diesem geschickt inszenierten, sentimentalen Augenblick, als die Ewiggestrigen ihre Rosen niederlegen wollten, verhinderte eine Aufsichtsdame des Kellermuseums den Fortgang dieser Zeremonie.

Die Verbändelung der einzelnen Ebenen wurde dann deutlich, als das rechtsgerichtete Onlineportal Il Giorno dell’Alto Adige ein Foto der couragierten Frau veröffentlichte. Ungefragt war sie fotografiert und auf dem Portal online gestellt worden – ohne dass man vorher ihr Gesicht unkenntlich gemacht hätte.

Auch der Lokalsender RTTR Alto Adige strahlte einen entrüsteten Beitrag aus, in dem das Gesicht der Dame wiederum gezeigt wurde, natürlich erst nachdem sich Casapound-Chef Bonazza lang und breit zu Wort melden durfte. Mit vorwurfsvollem Ton befragte die RTTR-Journalistin die Angestellte des Kellermuseums, ob ihr denn überhaupt bewusst sei, dass sie nun angezeigt werde. Sichtlich unangenehm berührt, versuchte die nun fast schon „Angeklagte“, sich von der Kamera zu entfernen.

Wer nun eins und eins zusammenzählen kann, merkt schnell, wie gefährlich diese beiden an sich unscheinbaren Begebenheiten sein können. Gewisse Neofaschisten unter dem Schildkrötenbanner vertreten nämlich ihre „schlagfertigen“ Argumente schon auch mit Fäusten.

Darf sich die tapfere Dame, die einen quasireligiösen Akt ebenjener Gewaltbereiten durchkreuzte, eingeschüchtert fühlen? Ihr Foto prangt auf einem Internetportal, das in seiner Berichterstattung Casapound zumindest wohlwollend gegenübersteht. Ebenso wurde sie im Fernsehen landesweit gezeigt. Muss sie sich nun auf Schlimmeres gefasst machen?

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