von st 06.08.2015 09:05 Uhr

Klimabündnis Südtirol engagiert sich in Ecuador

Der Nationalpark Yasuní im Osten von Ecuador im Amazonasgebiet ist eineinhalb Mal so groß wie Südtirol und eine der artenreichsten Regenwaldregionen der Welt. Unter der Erde des Yasuní befindet sich ein unermesslicher Schatz: 100 Milliarden Liter Erdöl, mehr als Italien in einem Jahr braucht. Erdölkonzerne aus aller Welt wollen das schwarze Gold heben.
Abgestorbenes Leben: So verunreinigt Erdöl das Trinkwasser.

Das würde den Ruin des Nationalparks bedeuten und katastrophale Folgen für die Umwelt, die indigenen Bevölkerungsgruppen und die gesamte Welt haben: Die Einwohner*innen müssten ihre Heimat verlassen; die Klimaerwärmung würde aufgrund einer weiteren verlorenen Erd-Lunge zunehmen. Accíon Ecologica kämpft in Ecuador für den Erhalt des Regenwaldes Yasuní. „Klimabündnis Südtirol“ unterstützt diese Organisation mit 15.000 Euro beim Kampf ums Klima. Die Organisation für Eine solidarische Welt (oew) in Brixen koordiniert den Einsatz, deren Mitarbeiterin Verena Gschnell hat sich im Regenwaldgebiet informiert und ist soeben zurückgekommen.

Die Bildungsreferentin der oew Verena Gschnell ist soeben aus dem Regenwaldgebiet Yasunì im Osten Ecuadors zurückgekommen. Sie sei erschüttert vom “Ausmaß der irreparablen Schäden, die die Erdölbohrungen der vergangenen 40 Jahre in diesem südamerikanischen Land hinterlassen haben: Das verschmutzte Wasser, das bei Ölbohrungen mit aus der Erde gepresst wird, wurde entweder in künstlich angelegte Becken ohne Abdichtung geleitet oder wieder in den Boden gepresst. Das Trinkwasser vieler Gegenden ist verseucht. Manche dieser Becken in der Größe des Montiggler Sees vegetieren seit 40 Jahren so dahin”, sagt Gschnell.

Auf dem Wasser schwimmen dicke Fettschichten aus Öl, niemand kümmere sich darum. Die Bevölkerung aber leide oder müsse das Land aufgrund von buchstäblich unter dem Boden weggezogener Lebensgrundlage verlassen. Der Anbau von Bananen, Yucawurzeln, Kakao, Kaffee oder Mais ist in vielen Erdöl-Fördergebieten nicht mehr möglich. oew-Mitarbeiterin hat dort Menschen kennengelernt, die aufgrund von verschmutztem Trinkwasser an Atem- und anderen Beschwerden leiden, die Zahl der Fehlgeburten ist gestiegen. „Die Suche nach alternativen, nicht fossilen Energieträgern ist notwendiger denn je“, erklärt Verena Gschnell.

Auswirkungen in Südtirol spürbar

Ecuador ist das zweitärmste Land Südamerikas. Fast die Hälfte des Bruttoinlandsproduktes stammt aus dem Erdöl-Verkauf. Außerdem exportiert das Land weltmarktführend Bananen, daneben Schnittblumen und Shrimps. Die internationalen Preisschwankungen beim Erdöl setzten dem Staat in wirtschaftlicher Hinsicht besonders zu, so Gschnell: „Wenn der Nationalpark Yasuní jetzt auch noch für Erdölbohrungen freigegeben wird, stirbt ein Stück Erde, dessen Auswirkungen auch wir in Südtirol spüren werden“, ist Verena Gschnell überzeugt: „Weltumspannende Wasserkreisläufe werden gestört, Kohlenstoffdioxid und Methan freigesetzt, das Klima erwärmt sich und die Lebensgrundlage der Menschen wird zerstört.“ Unwetter, Hitze und Stürme würden auch in Europa noch größere Schäden anrichten: Die indigenen Bevölkerungsgruppen Ecuadors, die teilweise noch nie mit anderen Menschen in Berührung waren, müssten ihre angestammten Plätze verlassen. Migration sei eine weitere Folge.

Dagegen gelte es anzukämpfen. Zum „Klimabündnis Südtirol“ gehören derzeit 60 Gemeinden, in den 1990er-Jahren waren es noch um die Hälfte mehr: „Weitere Gemeinden im Klimabündnis sind herzlich willkommen“, lädt Verena Gschnell zur Teilnahme ein. Mit einem jährlichen Solidaritätsbeitrag unterstützen die Gemeinden die Ziele von Accion Ecologica in Ecuador. Im vergangenen Jahr gingen 15.000 Euro an diese Partnerorganisation des Südtiroler Klimabündnisses mit Sitz in Quito. Accion Ecologica will den ecuadorianischen Regenwald Yasuní vor weiterer Abholzung und Erdölbohrungen schützen. Die Grundwasserverschmutzung muss reduziert und das Erdöl auf höchstem technologischen Stand extrahiert werden, um die Umweltzerstörung zu reduzieren und den Menschen im Regenwald ihre Heimat und Lebensgrundlage zu erhalten. Accíon Ecologica informiert, weist auf die Bohrungs-Folgen für Umwelt, Mensch und Tier hin. Schulbesuche, Exkursionen in andere durch Erdölbohrungen kontaminierte Gebiete, Workshops für indigene Gruppen, Vorträge und Pressemitteilungen tragen zur Sensibilisierung der Bevölkerung bei.

Europaweit haben sich 1.700 Städte, Gemeinden und Landkreise zum „Klimabündnis“ zusammengeschlossen. Die Partner*innen dieses Bündnisses verbindet die Sorge um die Ausbeutung und Zerstörung der Natur in vielen Teilen der Welt. Global gesehen braucht es eine Reduktion der klimaschädlichen Emissionen in den Industrieländern und einen stärkeren Schutz der Regenwälder. Das Klimabündnis ermöglicht es den teilnehmenden Gemeinden, auf internationale Prozesse in den Bereichen Klimaschutz, Biodiversität und Menschenrechte Einfluss zu nehmen.

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