von gru 08.05.2015 19:33 Uhr

Wahl 2015 – Brennpunkt Innichen. UT24 spricht mit Rosmarie Burgmann

Das Krankenhaus Innichen beherrschte 2015 die Schlagzeilen in Süd-Tirol. Die Bürgerliste Innichen kämpfte immer für dessen Erhalt und hat einen engagierten Wahlkampf hinter sich. Bürgermeister-Kandidatin Rosmarie Burgmann spricht im UT24-Interview über das Krankenhaus, die Verwicklung zwischen privaten- und politischen Interessen und die Zukunftsvision der Bürgerliste.
Die Kandidaten der Bürgerliste Innichen. Bild: Bürgerliste Innichen / FB

Rosmarie Burgmann ist eine Kämpferin. Die Bauerntochter und gelernte Finanzbuchhalterin setzt sich schon seit Jahren in vorderster Linie für den Erhalt des Krankenhauses Innichen ein.
Rosmarie Burgmann
Ihre Bürgerliste ist zur Zeit mit 5 Abgeordneten im Gemeinderat vertreten und kann hoffen, die allgemeine Enttäuschung über die Schließung der Geburtenstation in politisches Kapital umzuschlagen.

Doch Innichen steht auch vor anderen Herausforderungen: Die Zukunft des Ski-Tourismus, die Nähe zu Ost-Tirol, das gute Rahmenbedingungen bietet und Kaufkraft, Firmen und zuletzt auch Einwohner aus der Hochpustertaler Gemeinde abzieht, sowie die Verwicklungen zwischen Verwaltung und Privatinteressen.

Rosmarie Burgmann nimmt zu einigen der brennenden Fragen Stellung:


UT24: Sehr geehrte Frau Burgmann, Innichen steht vor großen Herausforderungen: Immer mehr Menschen wandern ins attraktivere Ost-Tirol ab, Ihr Krankenhaus wird demontiert, der Klimawandel könnte die Kosten für den Wintertourismus in die Höhe treiben. Wo sehen Sie die Zukunft Ihrer Gemeinde?

Rosmarie Burgmann: Ja, die Zukunft ist unsere große Herausforderung. Die knapper werdenden Gemeindehaushalte werden diese maßgeblich bestimmen.

Das kann aber auch eine Chance für uns alle sein, den Zusammenhalt zu stärken, das was wir haben, mehr wertzuschätzen und uns gemeinsam für dessen Erhalt einzusetzen, sowie mit Phantasie und Bedacht auszubauen und weiterzuentwickeln.

Wenn es uns auch noch gelingt, gemeinsam eine neue Gesprächs- und Diskussionskultur im Dorf zu etablieren, respektvollen Umgang mit allen MitbürgerInnen in den Dörfern zu pflegen, dann können wir gut gerüstet in die Zukunft blicken.

 


UT24: Das Krankenhaus Innichen dominiert seit langem die Schlagzeilen. Sie galten immer als Kämpferin für den Erhalt dieser wichtigen Institution. Nun hat die Demontage begonnen und es wurden Vorwürfe gegen das Krisenmanagement der Gemeindeverwaltung erhoben. Wurden Ihrer Ansicht nach Fehler begangen?

Rosmarie Burgmann: Ich war selten bei den Gesprächen zwischen den SVP-Exponenten auf Orts- und Landesebene dabei, daher kann ich das nicht objektiv beurteilen.

 


UT24: War die Parteiraison für die Verantwortlichen der Volkspartei in Innichen wichtiger, als das Wohl der Bürger? Im Gegensatz zu Sterzing, wo Fritz Karl Messner anders reagiert hat…

Rosmarie Burgmann: Es hat den Anschein, aber das müssen Ihnen die Verantwortlichen der SVP selbst beantworten…

 


UT24: Ist die Zukunft des Krankenhauses Innichen Ihrer Meinung nach durch die letzten Umstrukturierungen gesichert?

Rosmarie Burgmann: Welche Umstrukturierungen meinen Sie? Das Frauengesundheitszentrum?

Dieses kann niemals die Geburtshilfe und Gynäkologie ersetzen, sondern ist als Zusatzangebot zu allen anderen bisher angebotenen Diensten zu verstehen.

Es soll zusammen mit dem Ausbau der Orthopädie und der Venenchirurgie die Attraktivität des Krankenhauses steigern.

 


UT24: Immer mehr Menschen finden in Ihrer Nachbargemeinde Sillian Arbeit und leistbaren Wohnraum. Karavanen bilden sich vor Tankstellen und Geschäften. Was sind die Vorstellungen der Bürgerliste zu diesem Thema?

Rosmarie Burgmann: Wir müssen die lokalen und regionalen Wirtschaftskreisläufe unterstützen, unsere Vielfalt an Betrieben erhalten und ausbauen, durch kompetente und freundliche Beratung, sowie durch ein angemessenes Angebot zu fairen Preisen die Bevölkerung überzeugen, ihre Besorgungen vor Ort zu tätigen.

Gemeinsam mit den anderen Gemeinden des oberen Pustertales müssen Lösungen für leistbares Wohnen, auch bei uns, gesucht werden, wie z.B. durch Ausweisung von Wohnbauzonen, die zu 100% konventioniert werden, Unterstützungen finanzieller und technischer Natur bei Sanierung von Altbausubstanz usw.

Es bedarf auch der Information und Sensibilisierung der Bevölkerung in diesem Bereich  und wie wichtig es für unsere Dörfer ist, die Wertschöpfung vor Ort zu behalten.

 


UT24: Innichen ist eine “Grenzgemeinde”. Existiert die “nicht mehr extistierende Grenze” noch? Was sind die Unterschiede, welche die Gemeinsamkeiten zu Ihrer Ost-Tiroler Nachbargemeinde?

Rosmarie Burgmann: Der Normalverbraucher als Konsument nimmt die Grenze nicht mehr wahr.

Die großen Betriebe können für die Bewältigung der noch verbleibenden Hürden auf spezielle Berufsbilder im Betrieb zurückgreifen. Der gewerbliche Austausch von Dienstleistungen für kleine Betriebe ist verwaltungstechnisch aufwändig.

Jenseits der institutionellen Kontakten die die Gemeinde mit den Nachbargemeinen in Osttirol pflegt, würde ich mich dafür einsetzen in Zukunft den institutionellen Erfahrungsaustausch auf verschiedene Verwaltungsebenen auszudehnen und die Anlässe für Begegnungen der Bürger und Bürgerinnen der Grenzregion auf verschiedenen Ebenen zu unterstützen.

 


UT24: Wirtschaftsvertreter behaupten hinter vorgehaltener Hand, dass Ihre ökonomischen Ziele und Ideen unrealistisch seien, freilich ohne konkrete Angaben zu machen. Was würden Sie auf so einen Vorwurf antworten?

Rosmarie Burgmann: Ich stehe ein für eine Wirtschaft der kleinen Kreisläufe, welche nachhaltig und zukunftsträchtig ist.

Die Umsetzung von sog. kleinen Baumaßnahmen, sowie Instandhaltungsarbeiten in unseren Dörfern, die von den einheimischen Betrieben bedient und unmittelbar umgesetzt werden können, kommen der lokalen Wirtschaft mehr zu Gute, als es bei Großprojekten der Fall ist.

 


UT24: Die verfallenden Kasernenareale entlang der Pustertaler Strasse sind schon lange ein Schandfleck für einen Tourismusort wie Innichen. Was gedenken Sie in diesem Punkt zu unternehmen?

Rosmarie Burgmann: Dazu habe ich mir bisher keine Gedanken gemacht.

 


UT24: Es wurden bereits erste Schritte zur Verwirklichung einer Seilbahnverbindung zw. den Skigebieten Haunold und Helm unternommen. Sollte die Bevölkerung bei so einer Entscheidung eingebunden werden?

Rosmarie Burgmann: Auf jeden Fall.

Leider wurde der von der Bürgerliste im Herbst 2014 eingebrachte Beschlussantrag zur Abhaltung einer Volksbefragung zu diesem Thema mit den Stimmen der SVP mehrheitlich abgelehnt.

 


UT24: Wie die FF berichtete, hat ein Innichener Großunternehmer, über Umwege, Teile der ehemaligen Firma vom erneut antretenden SVP-Bürgermeister Tschurtschenthaler übernommen. Gibt es in Innichen Verwicklungen zwischen privaten und öffentlichen Interessen, die bedenklich sind?

Rosmarie Burgmann: Diese Verwicklungen hat es immer schon gegeben, leider.

 


UT24: Wird Bürgermeisterin Burgmann am faschistischen Beinhaus Kränze niederlegen?

Rosmarie Burgmann: Das werde ich zu gegebener Zeit entscheiden.

 


UT24: Vielen Dank für Ihre Antworten!

Interview: Rupert Gietl


 

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