von gru 09.02.2015 11:43 Uhr

Gesichter der Geschichte

Der Menschheitsgeschichte ein Gesicht zu geben, ist und war schon immer die größte Herausforderungen für jeden Historiker. In Padua geht man dazu ab diesem Samstag, den 14. Februar, einen völlig neuen Weg.

Der Heilige Antonius von Padua. Bild: Cicero Moraes

Die Ausstellung Facce – Faces (Gesichter),  I molti volti della storia umana. / FACES. The Many Visages of Human History hat bereits im Vorfeld internationale Aufmerksamkeit erregt.

Gesichter erzählen von unserer Geschichte. Nicht nur von unserer persönlichen, sondern auch von den Veränderungen unserer Art im Laufe der Jahrtausende. Sie spiegeln unsere Seele und sind ein Symbol für unsere Kultur und Identität.

Der Mensch im Laufe der Evolution

Die Ausstellung will diese verschiedenen Bedeutungen von Gesichtern erlebbar machen. Dazu bedient sie sich nicht nur einmaliger originaler Fundstücke, sondern auch dreidimensionaler Rekonstruktionen von großer visueller Kraft.

Die wissenschaftliche Leitung liegt in den Händen des Philosophen Telmo Pievani und des Anthropologen Nicola Carrara, die technische Umsetzung wurde von der Süd- und Welsch-Tiroler Forschergruppe Arc-Team, zusammen mit ihrem brasilianischen Kollegen Cicero Moraes durchgeführt.

Forensische Gesichtsrekonstruktion

Die Ausstellung erklärt dem Besucher den derzeitigen Stand der Technik auf dem Gebiet der forensischen Gesichtsrekonstruktion und deren methodische Hintergründe. Sie zeigt zudem, welche Probleme bei der Konservierung von menschlichen Überresten entstehen und wie diese heute gelöst werden.

Ein weiterer Schwerpunkt ist eine gerade entstehende Dynamik zwischen Forschern auf der ganz Welt, die sich gemeinsam den Grundsätzen des Open Source (freier Austausch von Daten und Ergebnissen) verpflichtet haben.

Fünf Themenkomplexe werden vorgestellt:

1. Die Entwicklung des Menschen vom Affen bis in die heutige Zeit, dargestellt mit Anwendungen der “Erweiterten Realität”.

Folgende Fossilien (und deren Rekonstruktionen) sind ausgestellt:

Sahelanthropus
Ardipithecus ramidus
Kenyanthropus platyops
Australopithecus afarensis
Australopithecus africanus (Mrs. Pless and Taung child)
Australopithecus robustus (Paranthropus robustus)
Paranthropus boisei
Australopithecus sediba
Homo habilis
Homo ergaster (Turkana boy)
Homo erectus (H. pekinensis)
Homo neanderthalensis
Homo rhodesiensis (H. heidelbergensis)
Homo heidelbergensis (Bodo)
Homo floresiensis
Homo sapiens (Cro-Magnon)
Homo sapiens (Idautu)
Homo georgicus 1 (classic cast, Zvedza)
Homo georgicus 2 (old)
Homo georgicus 3 (Mzia)
Homo georgicus 5 (2005)

2. Eine Rasse, ein Gesicht? Nicht wirklich, lautet die Antwort:

DNA-Analysen haben gezeigt, dass sich der genetische Code eines Pygmäen nur unwesentlich von jenem eines Europäers unterscheidet, wir sind also gleich und verschieden zugleich. Kulturelle Faktoren spielen eine viel größere Rolle.

3. Gesichter aus der Vegangenheit: Fünf historische Persönlichkeiten, jeder mit einer Verbindung zur Stadt Padua:

Ein ägyptischer Priester aus der ptolemäischen Zeit (3.-1- Jh. v. Chr.), dessen Mumie im anthropologischen Museum liegt.

Der Heilige Antonius von Padua, dessen rekonstruiertes Gesicht schon im Juni 2014 der Öffentlichkeit vorgestellt worden ist.

Der Seelige Luca Belludi. Der berühmte italienische Dichter Francesco Petrarca und der Vater der modernen Pathologie, Giambattista Morgagni.

4. Das Gesicht als Spiegel: Lange Zeit glaubte man, das Gesicht sei ein Spiegel der Seele und sage viel über die moralischen Qualitäten eines Menschen aus. Entstaubt man die alten Theorien, bleibt ein wissenschaftliches Interesse am menschlichen Gesicht, das über die Jahrhunderte ungebrochen ist.

5. Vom Gesicht zur Maske: Das symbolische Gesicht. Masken sind eine rein menschliche Errungenschaft, die nicht nur mit dem Verbergen des eigenen Gesichtes zu tun haben, sondern ein Universum von Bedeutungen und sozialen Interaktionen beinhalten.

Die Ausstellung zeigt die bedeutendsten Masken des anthropologischen Museums von Padua, sowie zahlreicher anderer Sammlungen weltweit.

Die Ausstellung wird am Samstag, den 14. Februar 2015 eröffnet und ist bis zum 14. Juni 2015 zu sehen. Sie findet im botanischen Garten der Universität Padua statt, der in unmittelbarer Nähe zum Dom des Heiligen Antonius liegt.

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