von st 29.10.2014 10:37 Uhr

Euregio: Europahymne vs. Andreas Hofer-Lied

Musik eint? Nicht immer: Der Dreierlandtag stimmte am Dienstag in Schwaz über einen Antrag der Südtiroler Freiheitlichen ab. „Zu Mantua in Banden“ soll laut dem Landtagsabgeordneten Pius Leitner bei allen offiziellen Anlässen der Europaregion Tirol gespielt werden. Der Antrag rief heftige Reaktionen hervor. Die Grenzen der Europaregion Tirol wurden deutlich.
Fotomontage: Unsertirol24

Für Leitner bedeute die Einführung des „Andreas Hofer-Liedes“ als Hymne einen „wichtigen emotionalen Schritt“ für die Europaregion. Da Europa auch ein „Europa der Vielfalt“ sei, wäre es nicht verwerflich, eine regionale Hymne für eine Region festzulegen.

Am Dienstag wurde der Antrag nach teils heftigen Diskussionen abgelehnt. Die Tiroler Landtagsabgeordnete Gabi Schiessling (SPÖ) sah keinen Grund, eine eigene, regionale Hymne zu verwenden: „Wir haben ja die Europahymne“ erklärte sie sichtlich desinteressiert.

Unisono stimmte auch Jakob Wolf (ÖVP) gleich: „Wir brauchen keine eigenen Hymne neben der Europahymne. Daher werden wir den Antrag ablehnen“, erklärte er Journalisten vor der Landtagssitzung.

„Keine Hymne neben Europahymne“

Die Grünen aus dem nördlichen und südlichen Teil Tirols könnten keinen Vorteil erkennen, „wenn Hofer hymnisch gemeinsam erschossen wird“. „Zu Mantua in Banden“ sei für die Europaregion Tirol zu wenig zukunftsorientiert. Grunsätzlich würde Musik zwar vereinen, beim „Hofer-Lied“ sei es aber besser, einen neuen Text oder eine Hymne ohne Text zu wählen.

Stellvertretend für die italienischsprachigen Abgeordneten wies Alessandro Urzì auf die divergierenden Empfindlichkeiten in den Sprachgruppen hin. Die Italiener in Südtirol sähen sich nicht als Tiroler. Die Geschichte der Europaregion Tirol sei komplexer. Außerdem gebe es wichtigere Fragen als jene einer eigenen Hymne.

„Europaregion der feigen Mandatare“

Die Südtiroler Freiheitlichen zeigten sich nach Ablehnung des Antrags enttäuscht und verständnislos. Zwar erhielten sie Schützenhilfe von Sven Knoll von der Süd-Tiroler Freiheit, der das „Andreas Hofer-Lied“ als gemeinsames, historisches Gut anerkannte. Der Grundtenor war jedoch Ablehnung.

„Bei den Reden und Zeremonien im Rahmen des Dreier-Landtages wird sehr viel von Geschichtsbewusstsein und dem Zusammenwachsen des historischen Tirols gesprochen. Wenn man aber mit konkreten Aktionen ein Zeichen der gemeinsamen Identität setzen könnte, ist vom Geschichtsbewusstsein vieler Abgeordneter nichts mehr zu spüren“, zeigt sich der Landtagsabgeordnete Pius Leitner enttäuscht.

Besonders verwirrt zeigen sich die Freiheitlichen über das Stimmverhalten der Südtiroler Volkspartei: „Die SVP ist einfach nicht Willens, im Sinne ihrer Geschichte und ihrer Gründer, das Andreas-Hofer-Lied als Landeshymne Südtirols festzuschreiben. Es ist erstaunlich, dass man sich im 21. Jahrhundert in Südtirol noch immer davor scheut, sich zu einer historischen Hymne zu bekennen. Für mich scheint es leider so zu sein, dass wir keine starke Europaregion Tirol haben, sondern eine Europaregion der feigen Mandatare“ moniert der Landtagsabgeordnete Sigmar Stocker.

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